1855 - 1900

Die Zeiten zwischen dem Einbau einer Ofenheizung und der Ausstattung mit einer Gasheizung 

1856
Einbau einer Ofenheizung, so dass nun auch im Winter Theater gespielt werden konnte.
Die Programmezettel enthielten den ausdrücklichen Hinweis - Das Theater ist geheizt!

1863 Aufführung der ersten Operette, „0rpheus in der Unterwelt“ von Offenbach,
 in Güstrow.

1869 Umbau des Theaters. Verlegung der Logen von den Seiten in den Hintergrund, der Bühne gegenüber.
Schaffung einer Garderobenablage und Platz für ein Erfrischungsbuffet.

1869 Proklamation der Gewerbefreiheit, jeder durfte nun Theater spielen.
Neben den wertvollen Gastspielen der Theater aus Rostock, Schwerin oder Neustrelitz hat das Güstrower Theater in den 30 Jahren zwischen 1855 und 1886 11 verschiedene Theaterleiter gehabt. Die jeweiligen Direktoren, als Pächter des Theaters, versuchten mit schlecht bezahlten Schauspielern, billigen Dekorationen und möglichst wenig Proben auszukommen, um ihr finanzielles Risiko zu verkleinern und den Gewinn so groß wie möglich zu machen. Selten ist wohl oberflächlicher und leichtsinniger Theater in Güstrow gespielt worden als in diesen Jahren der Gewerbefreiheit.

1870 Nach Reuters Tod erschienen Reutersche Werke auf der Bühne. Wie „Unkel Bräsig“ und „Hanne Nüte un de lütte Pudel“, „Die drei Langhäuse“.

1871
Aufführung der Operette „Die schöne Gallattee“ von Franz von Suppe.

1884 Der reisende Reuter-Schauspieler, Theodor Schelper, gastierte als „Onkel Bräsig“ in Güstrow.

1885 Aufführung der Operette „Die Fledermaus“ von J. Strauß, „Boccaccio“ von Suppe, „Der Bettelstudent“ und „Gasparone“ von Karl Millöcker.

 Am 10.11.1859 hielt John Brinckman im Schauspielhaus die Festrede zur 100-Jahrfeier von Schillers Geburtstag, die er als ein „nationales Fest“ für ganz Deutschland bezeichnete. Brinckman war Anhänger der achtundvierziger Revolutionsideen.  

1859 übernahm das Rostocker Stadttheater nach mehreren Jahren auch das Güstrower Theater, Die starrköpfige Stadtverwaltung verlangte immer noch die
altgewohnte Abgabe von 3 Talern pro Spieltag. Sie fand sich aber bereit, mehrere Dekorationen, die für verschiedene Stücke verwendbar waren, wie „Wald“, „Straße“, „bürgerliches Zimmer“, „Saal“, „Bauernstübel“, zu beschaffen.

1860 pachtete das Hoftheater Neustrelitz vom September bis November das Theater Güstrow.

1863
hielt John Brinckman die Festrede zur Grundsteinlegung des Denkmals für die Freiheitskämpfer von 1813. Brinckman feierte die große Erhebung Deutschlands im Jahre 1813 als „nationale Großtat“ des deutschen Vaterlandes. Im Schauspielhaus traf sich das nationale Kleinbürgertum, die offizielle Feier mit betont militärischem Charakter und in Anwesenheit des Großherzogs für die „oberen Tausend“ fand im Hotel „Erbgroßherzog“ statt.

1864 spielte das Rostocker Theater gängiges Operettenrepertoire im Güstrower Theater.

1869/1870 im September bzw. Mai gastierte das Schweriner Hoftheater in Güstrow.

1870/1871 Deutsch–Französischer Krieg  und Gründung des Deutschen Kaiserreiches.

1872/1876 Anschluss an das Rostocker Theater in erster Linie als musikalisches Theater mit grundlegenden Veränderungen. Es wurde den ganzen Winter hindurch, von November bis April, meist zweimal in der Woche gespielt. Die schnelle Eisenbahnverbindung zwischen Rostock und Güstrow, damals noch mit dem Umweg über Bützow, ermöglichte diese Spielplangestaltung. Dem Direktor Deutschinger gelang es als ersten, den sparsamen Güstrower Magistrat davon zu überzeugen, dass Kultur Geld kostet und keine Profitquelle ist. Er brauchte keine Abgaben mehr an die Stadt entrichten, auch die Heizungs- und Beleuchtungskosten übernahm die Stadt.

Ab 1873 bezahlte der Magistrat sogar 10 Taler Subventionen (30 Mark) pro Abend. Die Reichseinheit machte sich in diesen Jahren bemerkbar durch neue Eintrittspreise. Diese wurden nicht mehr in mecklenburgischen Talern und Schillingen, sondern in Mark und Pfennigen erhoben.
Sperrsitz 1,50 M
Loge       1,25 M
Parterre  1,00 M
Galerie    0,50 M
Schülerkarten Parterre 0,50 M
Im Vergleich kostete damals
Schwarzbrot (1 Pfund) 15 Pfennige
Kalbfleisch (1 Pfund) 60 Pfennige

Das Personal bestand aus 50 Schauspielern und Choristen. Das Orchester stellte die Güstrower Stadtkapelle mit 25 Musikern.

1882
erstes Wasserwerk in der Stadt, die Pumpen verschwanden aus den Straßen.

Bis 1885 erfolgte die Bespielung des Güstrower Theaters bei wechselnden Personal und Theaterdirektoren in unterschiedlicher Qualität.
Das neue Kaiserreich benötigte Soldaten und Güstrow wurde Garnisonsstadt,
Das Gebäude am Schlossplatz, das 60 Jahre Schauspielhaus war, wurde nun zu einer Kaserne gemacht. Hier wurden Soldaten bis zur Fertigstellung richtiger Kasernen untergebracht.

1888
nachdem das Theater im Herbst von dem einquartierten Militär geräumt wurde, erfolgte eine gründliche Erneuerung der Gebäudes.

16.12.1891 Das Rostocker Thalia Theater spielt das Musikdrama “Cavalleria rusticana“ von Mascagni.

1892 letzte Vorstellung im Tivoli (später Lindengarten).
Diese seit 1850 in Güstrow so beliebte Sommerabendunterhaltung hatte sich überlebt. Die Stadt hat 16000 Einwohner.
Die Eintrittspreise lagen zwischen 1,50 m Mark und 30 Pfennigen. Die Gagen der Schauspieler zwischen 25 und 200 Mark.

1892 – 1900 Gesellschaftskritische Stücke von Sudermann, Ibsen und Hauptmann kamen zur Aufführung.

29.04.1896 Erstaufführung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Huperdinck.

1900 Das Neustrelitzer Theater gab mit eigenem Ensemble ein Operngastspiel.
An 17 Abendenden wurden 13 verschiedene Opern und drei Operetten aufgeführt.
Kapellmeister war der damals 30jährige Leon Jessel, 20 Jahre später war Jessel ein berühmter Operettenkomponist. Leon Jessel war Jude. Von der Gestapo wurde Jessel in einem Keller des Polizei-Präsidiums am Alexanderplatz so schwer misshandelt, dass er schwer erkrankte und am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin verstarb.