14. Über die Wasserverorgung im alten Güstrow
Seit dem 16. Jahrhundert gab es neben zahlreichen Brunnen und Pumpen in der Stadt auch schon eine zentrale Wasserversorgung über Holzröhren, in denen Wasser aus dem Inselsee in
die Stadt geleitet wurde.
An die Einrichtung einer für damalige Verhältnisse modernen Wasserversorgung von 1889 und an die Gründung der Stadt Güstrow
von 1226 durch Heinrich Borwin II., erinnert heute der Borwin-Brunnen auf dem Pferdemarkt.
Der erste Wasserturm, man nannte das Bauwerk damals „Wasserhebung“, war Teil der als „Wasserkunst“ bezeichneten städtischen Wasserversorgung. Er wurde ungefähr um 1830 aus Holz
gefertigt und stand "Am Berge" hinter dem jetzigen Verwaltungsgebäude der Stadtwerke.
Hölzerne Pumpen beförderten das Wasser der Nebel in einen aus Holz bestehenden Hochbehälter über den jedoch nur ein Teil der Stadt versorgt wurde.
1882 ging man, von
der neben der Versorgung über den Hochbehäter (1. Wasserturm) weiterhin bestehenden Wasserversorgung aus dem Inselsee ab und nutzte nach der Modernisierung der Wasserversorgung einen neuen
Hochbehälter in der Baustraße (2. Wasserturm). Güstrow erhielt sein Wasser nun vollständig aus der Nebel.
Dieser zweite Wasserturm steht heute noch in der Baustraße 4-5.
Erst 1928 wurde mit dem Neubau eines Wasserturmes im Goldberger Viertel die Nutzung des Wasserturmes in der Baustraße für die städtische Wasserversorgung beendet.
Er diente zuletzt in den 1990er Jahren zur Schlauchtrocknung der Schläuche mehrerer Feuerwehren des Landkreises. 2013 entschieden die Stadtwerke sich für die Einrichtung eines modernen
Blockheizkraftwerkes in dem alten Bauwerk, welches das Kunsthaus, das Technische Rathaus und das Altstadthotel in der Baustraße sowie die Senioreneinrichtungen in der Armesünderstraße. und der
Schnoienstraße mit Wärme und Strom versorgen wird.
Die Sicherstellung der Wasserversorgung in der Stadt Güstrow war schließlich die erste Aufgabe der später gegründeten städtischen Werke und somit der heutigen Güstrower Stadtwerke.
Anfang Mai 1928 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau eines neuen Wasserturmes im Goldberger Viertel, einschließlich der erforderlichen Brunnen zwischen
Inselsee und Goldberger Chaussee sowie den Bau eines Maschinenhauses und Rieselgebäudes am Inselsee. (Pfahlweg)
Der Wasserturm wurde dann in ca. 15-monatiger Bauzeit errichtet. Nach der Fertigstellung des Wasserturms erhielt ganz Güstrow sein Wasser aus 12 Brunnen, die gleichzeitig zwischen
Inselsee und Goldberger Chaussee errichtet wurden. Bald zeigte sich jedoch, daß die Kapazität der 12 Brunnen zur Versorgung der Stadt nicht ausreichte,
so dass auch wieder Wasser aus dem Inselsee zugeführt werden musste.
Über Sammler, Filter und Enteisungsanlagen und Rieseltechnik wurde das Wasser über das Wasserwerk am Pfahlweg dem neuen Wasserturm zugeführt.
Der neue Wasserturm hatte ein Fassungsvermögen von 750 m3 und war damit dreimal so aufnahmefähig als der alte Turm in der Baustraße.
Der Wasserturm im Goldberger Viertel ist der dritte der in Güstrows Stadtgeschichte errichtet wurde.
Hinweis: Zur Geschichte des Wassers in Güstrow hat Professor Friedrich Lorenz ausführlich in seinem Buch „Wasser für Güstrow“ geschrieben, erschienen
2000 im Laumann-Verlag Dülmen-Güstrow, welches wir Interessierten gerne empfehlen.
Architekt Martin Eggert, dessen Wirken in unserer Stadt an vielen Orten sichtbar ist, konnte seine Vorstellungen von einem modernen Zweckbau überzeugend darlegen und
verwirklichen.
Die Güstrower Baufirma Willy Feine wurde mit der Durchführung der Hochbaumaßnahmen beauftragt und die Berliner Aktiengesellschaft Bamag-Meguin, gegründet 1901, plante und errichtete den
Hochbehälter mit Kugelboden, der auf einem Stahlbetonring und Stahlstützen, die die Ecken eines Achteckes bilden, ruhte.
Der Stahl hierfür wurde von den Borsigwerken aus Oberschlesien geliefert.
Der Bau des Wasserturms wurde im Juni 1928 begonnen und im Spätsommer 1929 in Nutzung genommen.
Bautechnische Daten:
Bauherren waren die Städtischen Werke Güstrow,
Architekt: Der Entwurf des Wasserturmes, der uns heute besonders interessiert, stammt von Martin Eggert, der lange in Güstrow lebte.
Höhe des Turmes über dem Gelände 35,90 m,
Fassungsvermögen des stählernen Behälters: 750 m3
Baukosten 1928 91.700 Reichsmark
Bauzeit 1928/1929 : ca. 15 Monate
Ab der Mitte der 1970er Jahre wurde diue Wasserversorgung für Güstrow über eine Versorgungsleitung aus dem Bereich Langensee vorgenommen, so dass der Wasserturm im Goldberger Viertel nicht
mehr benötigt wurde. Er verfiel und wurde zur Bauruine.
Die Sanierung und den Umbau im Jahre 2007/2008 realisierten die Bauherren, Bankkaufmann Andre Grieger und Bauingenieur Andreas Krüger.
Geschaffen wurden innerhalb des nach außen nur wenig veränderten Turmes 9 Wohneinheiten, eine je Ebene.
Die höchstgelegene Wohnung befindet sich auf zwei Ebenen. Nur von dieser Wohnung aus hat man Zutritt über die Krönung zu dem höchstgelegenen Balkon Güstrows.
Unsere Informationen sowie die Dokumente zu dieser Studie fanden wir im Stadtarchiv Güstrow "Heinrich Benox" bzw. wurden uns aus den Archiven von der Innenarchitektin Frau Christel Sievert
aus Güstrow und Herrn Dipl.- Ing. Andreas Krüger aus Klein Kussewitz.zur Verfügung gestellt.
Die Stadtvertretung beschließt den Neubau eines Wasserturmes im Goldberger Viertel
Bis 1975 wurde der Wasserturm genutzt, danach Leerstand und Verfall. Der Verfall schritt weiter voran und war schon von Weitem sichtbar.
Nach 1975 wurden Wasserwerk und Wasserturm nicht mehr benötigt und verfielen.
Der Verkauf des denkmalgeschützten Wasserturmes durch die Stadt an ein Berliner Architekturbüro hielt diese Entwicklung nicht auf. Es tat sich nichts.
Der einzige Vorteil für die Stadtverwaltung war, dass sie bei kritischen Hinweisen auf den Bauzustand auf den Berliner Privatmann, der nun Eigentümmer der Bauruine war, verweisen konnte.
Als dass Unternehmen in Berlin sich aulöste wurde der Wasserturm wieder Eigentum der Stadt Güstrow.
Nachdem Abstriche bei den Auflagen des Denkmalschurtzes erfolgten und der Behälter nicht mehr in seiner Gesamtheit erhalten werden brauchte, konnte der Wasserturm versteigert werden.
Unter diesen neuen Bedingungen hatte die Umnutzung der verfallenen Immobilie eine letzte Chanche.